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Samstag, 2. Februar 2013

Angstmacherei mit Horrormieten

Ich habe mich hier schon verschiedentlich zum Thema Zersiedelung der Schweiz geäussert, vgl. z.B. Verbaute Schweiz — versaute Schweiz. Jetzt besteht endlich die Möglichkeit, etwas dagegen zu tun. Am 3. März stimmen wir über die Revision des Raumplanungsgesetzes ab, das bis anhin nur ein zahnloser Papiertiger war und nun — viel zu spät, aber besser als nie — mehr Biss erhalten soll.
Deshalb:
JA zum Raumplanungsgesetz!



Mit solchen Plakaten machen die Gegner (SVP, FDP sowie die Wirtschaftsverbände economiesuisse, Gewerbeverband, Hauseigentümerverband, Immobilienwirtschaft, Baumeisterverband etc.) Stimmung gegen die längst überfällige Gesetzesrevision. Allerdings ist das Argument, dass das neue Raumplanungsgesetz (RPG) zu einer Verknappung von Bauland und zu einer markanten Steigerung der Mieten führen werde, nachweislich falsch: In zentral gelegenen Siedlungsgebieten ist das Bauland jetzt schon knapp, deshalb wird das RPG hier nicht zu Auszonungen führen, sondern eher dafür sorgen, dass gehortetes Bauland überbaut wird. In peripher gelegenen Gebieten sorgt das RPG für eine moderate Verkleinerung der Bauzonen, was aber hier nicht zu einer Verknappung von Bauland führt, sondern die Zersiedelung und die damit verbundenen Erschliessungskosten verringert. Ärgerlich, dass die RPG-Gegner die MieterInnen vor ihren Karren spannen wollen, und verständlich, dass der Baumeisterverband weiterhin das Land versauen will — Geschäft ist schliesslich Geschäft, da ist egal, dass intakte Landschaften eine begrenzte Ressource sind.

Alle Wege führen zu Klee

Weil uns beiden Termine reingeschneit sind, die nicht zu verschieben waren, machten wir vorletzte Woche Skiferien von zu Hause aus. Und weil Frau Frogg nicht mehr skifahren will, sind unsere Skiferien eher Winterferien, die nicht so erholsam, dafür interessant sind. Am Dienstag beispielsweise haben wir einen Ausflug in die Hauptstadt — besser noch: in die Klee-Hauptstadt — gemacht.

Das Zentrum Paul Klee — drei Wellen im Gelände







Gestaltet wurde das 2005 eröffnete Zentrum Paul Klee in Bern vom italienischen Star- und Museumsarchitekten Renzo Piano, der mit dem Pariser Centre Pompidou Furore machte. In der Schweiz hat er sich als Architekt der Fondation Beyeler in Riehen einen Namen gemacht. Das wellenförmige Gebäude geht organisch ins Gelände über und sieht aus wie eine Reihe von Flugzeughangars. Dennoch geht von dieser ungewohnten Architektur nicht nur von aussen, sondern auch von innen eine eigenartige und leicht irritirende Faszination aus.

Paul Klee — ein Japonist



Die aktuelle Ausstellung Vom Japonismus zu Zen — Paul Klee und der ferne Osten thematisiert die vielfältigen Bezüge Paul Klees zur ostasiatischen Kunst. Paul Klee liess sich während seines gesamten künstlerischen Schaffens vom Fernen Osten inspirieren. Die erste Hälfte der Ausstellung zeigt die Einflüsse ostasiatischer Kunst auf Klees Schaffen. Zwischen 1900 und 1908 schuf Klee z.B. einige hochformatige Werke, die Aarelandschaften zeigen, gleichzeitig aber entfernt an chinesische Shanshui-Malerei erinnern. 1916 entstand ein Zyklus von sechs Aquarellen, die chinesische Gedichte illustrieren. Auch Tuschmalerei und Kalligrafie inspirierten das Werk von Paul Klee.

Klee — Rezeption in Japan


Links: Seite aus dem Comic Kazuya Takahashi, Kurē na hito (Klee’scher Mensch), 1998, Quelle: kultur-online.net
Rechts: Die Mediathek in Sendai (Japan) vom Architekten Toyo Ito, Bildquelle: Architekturblog von dlarch

Ich hätte nicht gedacht, dass die kulturelle Befruchtung auch in die umgekehrte Richtung läuft, aber die Ausstellung zeigt, wie vielfältig Paul Klees Werke in Japan wahrgenommen werden. KünstlerInnen aus den verschiedensten Bereichen — von der Musik über die Literatur, die bildende Kunst und den Comic bis zur Architektur — lassen sich von Paul Klee inspirieren. Der Comiczeichner Kazuya Takahashi beispielsweise veröffentlichte 1998 einen Comic mit dem Titel "Kure na hito" (Klee'scher Mensch) — eine gezeichnete Hommage an Paul Klee. Am faszinierendsten fand ich aber die Klee-Rezeption des international renommierten Architekten Toyo Ito, der künstlerische Prinzipien von Paul Klee auf die eigene Architektur übertrug: In der 2000 fertiggestellten Sendai-Mediathek verbinden sich organische und streng geometrische Formen, wie dieses Video sehr schön zeigt:


Dokumentarfilm von Richard Copans aus der ARTE-Reihe “Architectures” über Toyo Itos “Sendai Media Center” (Japan), auf Youtube hochgeladen von Observadora78

Klee-Zentrum — interessante Umgebung


Das Zentrum Paul Klee geht fliessend ins Gelände über.


Sogar der nahe gelegene Teich erinnert an Japan — an Zen-Gärten, die übrigens bei der Bildquelle des rechten Bilds, www.japan-feinkost.de, auch als Tischversion zu haben sind.


Auf der Rückseite des Klee-Zentrums.


Frau Frogg auf dem Weg zur Luft-Station, einem Aussichtspunkt...


...mit toller Aussicht auf den Westen von Bern.

Der orange Weg — vom Klee zum Bahnhof

Es war so schönes Wetter, dass wir zu Fuss zum Berner Bahnhof zurückgingen. Bis zum Bärengraben folgten wir dem orangen Weg zu Klee (vgl. PDF des Flyers zu Wege zu Klee), was nicht so einfach ist, weil er in umgekehrter Richtung ausgeschildert ist.


In der Umgebung vom Zentrum Paul Klee wird alles verKLEEt: Sogar die Spazierwege sind nach Werken von Paul Klee benannt: Monument im Fruchtland (Adresse des Klee-Zentrums), Luft-Station oder Rad-Wahn (entlang der A6). Nur auf Umwegen zweigt vom Familienspaziergang ab.



Winterliches Bern — mit handbestricktem Brunnen




Impressionen aus dem winterlichen Bern...

... und eine Reminiszenz an meinen meistgelesensten Blogeintrag:
Kann Stricken Kunst sein? — ein handbestrickter, begehbarer Brunnen in der Altstadt von Bern:

Mittwoch, 30. Januar 2013

Preisverleihung

Hat mein Bild, das ich den FreitagstexterInnen zum Legendieren präsentiert habe, zu wenig Ansatzpunkte für die Fantasie geboten? Oder schreiben FreitagstexterInnen grundsätzlich nur freitags? Dann wäre mein Samstagstexter tatsächlich zu spät gekommen... So oder so hielt sich die Beteiligung in engen Grenzen. Ich bedanke mich aber ganz herzlich bei denjenigen, die sich etwas einfallen liessen und mitgemacht haben — es war mir eine Ehre, den Freitagstexter zu veranstalten.

Unter den 8 Vorschlägen und 2 Kommentaren ausser Konkurrenz habe ich durchaus Preiswürdiges gefunden, das den goldenen Wanderpokal für den coolsten Spruch zum Freitagstexter vom 25.1.2013 verdient hat:



Bronze
geht zweimal an den Wortmischer. Mit "Lieber rot als tot!" hat er die Wut im Bauch der Graffiti-Frau recht gut eingefangen. Aber auch eine gewisse Ähnlichkeit des Graffitos mit Helmut "Birne" Kohl ist nicht abzustreiten, deshalb: nochmals Bronze für "Als Helmut Kohl einmal in Wut geriet". (Bild: www.grossplastiken.de)

Silber
gewinnt die alte Säckin, die schreibt wie sie atmet, für ihre einleuchtende Kürzestgeschichte: "Seine Mutter konnte vielleicht nicht besonders gut zeichnen, aber sie schaffte es mit ihrer einfachen Wandmalerei, Max-Günther morgens beim verlassen seiner Studentenbude an alles Wichtige zu erinnern." — eine sehr schöne und fast schon liebevolle Umsetzung der stillen Drohung, die von der Graffiti-Frau ausgeht.

Gold
und damit auch Ehre und Pflicht, den nächsten Freitagstexter auszurichten, gehen an Herrn Lo von Spiegelei, der es mit seinem Kommentar "Hey! ZALANDO!!! Wo bleiben meine bestellten Schuhe?" geschafft hat, sowohl die fehlenden Füsse/Schuhe der Graffiti-Frau zu thematisieren als auch aufzuzeigen, was passiert, wenn Zalando einmal nicht liefert: Kein Schreien vor Glück, weil der Mund vor Frust fest geschlossen bleibt. Herzliche Gratulation!

Ich jedenfalls freue mich schon den nächsten Freitagstexter:



Ach ja, hier noch der Link zur ewigen Bestenliste: freitagstexter.textundblog.de

Samstag, 26. Januar 2013

Samstagstexter

Ich hätte ja nie gedacht, dass ich mit meiner nächtlichen Assoziation den Freitagstexter gewinnen könnte, zumal ich erst zwei- oder dreimal mitgemacht habe. Deshalb habe ich die Kommentare zum Blasenbild in der Spätlese trocken nicht weiter verfolgt und auch nicht gemerkt, dass ich zuoberst auf dem Treppchen stehe. Erst Frau Frogg hat mich darauf hingewiesen, dass ich den ehrenvollen Pokal in der Hand halte. So ist aus dem Freitagstexter ein Samstagstexter geworden — sorry für die Verspätung.



Voilà, hier der neue Freitagstexter:



Und so funktioniert dieser Wettbewerb um den coolsten Spruch zu diesem Graffiti, das ich letzten Dienstag in Bern aufgenommen habe:

Alle Kommentare, die hier bis Dienstag, 29. Januar 2013, um 23:59 Uhr eingehen, werden von mir auf Witz und Coolness geprüft. Und am Mittwoch werde ich hier bekanntgeben, wer den begehrten Freitagstexterpokal gewinnt und den nächsten Freitagstexter ausrichten darf. Einzige Bedingung fürs Mitmachen: Mann oder frau muss einen eigenen Blog haben. Ich freue mich schon auf Eure Kommentare!

Sonntag, 20. Januar 2013

Eine Stadt im Gelbfieber

Am Donnerstag beginnen die 48. Solothurner Filmtage, aber schon jetzt ist die kleine Stadt voller Vorfreude auf das Filmfestival, das Ende Januar die Stadt aus allen Nähten platzen lässt. Gelb, die Hausfarbe der Filmtage, beherrscht das Stadtbild — sogar die Strassenbeleuchtung wird gelb. Die spinnen, die Solothurner!




48. Solothurner Filmtage — eine Stadt sieht gelb!

Donnerstag, 17. Januar 2013

Geschichten fürs Auge

Ein Blick aus dem Zugsfenster: Alles ist weiss. Die weiten Flächen des Wauwiler Moos sind weiss. Der Himmel darüber ist weiss. Beinahe ein Whiteout, denke ich mir, und dieser Begriff geistert mir noch den ganzen Tag durch den Kopf. Aber es ist heute nicht der einzige visuelle Reiz, der Gedankengänge auslöste...

Das Beinahe-Whiteout



Für ein richtiges Whiteout, ein Phänomen, das vor allem in den Polgebieten und im Hochgebirge auftritt und bei dem die diffuse Reflexion des Sonnenlichts die Kontraste so stark verringert, dass alles gleichmässig weiss erscheint, der Horizont verschwindet und der Boden nahtlos in den Himmel übergeht, fehlte dann doch das Sonnenlicht — der Hochnebel war zu dicht und der Himmel ein Tick zu grau. Mit ein bisschen Augenzukneifen, konnte ich ein Whiteout wenigstens simulieren...

Die visuelle Erzählerin



Geschichten fürs Auge — die Geschichte einer speziellen Schifffahrt beispielsweise — erzählt Kristin Wirthensohn mit ihren Fotokompositionen, die ein Monat lang in der Solothurner galerie9.com zu sehen sind. Heute war Vernissage dieser kleinen, aber feinen Fotogeschichten.



Kristin Wirthensohns visuelle Geschichten handeln von Bäumen, die in den Himmel wachsen, ...



... von pulsierenden Hafenstädten, die in Form von Fotokompositionen auskristallisieren, ...



... und von Symphonien in Grün, die durchs Gebüsch rascheln.



Als bekennendem Panorama-Fan sind mir natürlich sofort diese Wüstenpanoramen ins Auge gesprungen, die sich bei näherem Betrachten als Fotokompositionen entpuppen, die nur so tun, als wären sie Panoramen.

Kristin Wirthensohn, die visuelle Erzählerin, hat noch weitere Geschichten fürs Auge auf Lager — zu sehen in der galerie9.com in Solothurn.

Das nächtliche Puppenhaus



Ein Geschichte fürs Auge bietet auch das neue Geschäftshaus am Bahnhof Solothurn, das nachts aussieht wie ein Puppenhaus. Beim Warten auf den Zug kam mir ein Bild in den Sinn, das ich letzthin in einer Zeitung gesehen habe und das ein Haus zeigte, das nach einem Erdbeben, Bombenangriff oder einer Gasexplosion aussah wie ein Puppenhaus. Das kann man in Solothurn jeden Abend haben: Im Zimmer unten links trinken die Leute Kaffee, im Zimmer daneben kaufen sie Outdoor-Kleidung und im Zimmer darüber ertüchtigen sie sich mit Aerobics...

Mittwoch, 16. Januar 2013

Spuren im Schnee

Geschneit hat es nicht wirklich und es liegt nur ein Hauch Schnee. Das Bild zeigt den Plattenweg vor unserem Haus. Der Schwarzweisseffekt entsteht dadurch, dass zwei verschiedene Personen für die die Schneeräumung dieses Wegs zuständig sind — die Zuständigkeitsgrenze ist gut sichtbar. Dazu ist der Schnee recht klebrig und bleibt an den Schuhen hängen.

Donnerstag, 10. Januar 2013

ZHB Luzern: Kanton vs. Stadt

Die Sanierung der Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern ist längst überfällig: Aus baulichen Gründen musste das Büchermagazin geleert und geschlossen werden und die Bücher sind im Entlebuch zwischengelagert. Dass es trotz diesem unhaltbaren Zustand nicht vorwärts geht, daran ist einzig und allein der Kantonsrat schuld, der ein perfektes Chaos veranstaltet.

Bildquelle: www.zhbluzern.ch

Das Gstürm um die ZHB hat eine Ende und alles wird gut, dachte man im Juni 2010, als der Kantonsrat 18.8 Millionen Franken für ein fixfertiges Sanierungsprojekt bewilligte. Auf Grund einer Motion von Bauunternehmer Hans Aregger hat sich's der Kantonsrat im November 2011 jedoch anders überlegt: Da der Kanton wegen seiner Steuersenkungsstrategie sparen muss, solle die ZHB nicht saniert, sondern neu gebaut werden. Der Clou dabei: Das Grundstück der ZHB wird einem privaten Investor überlassen, der mit einer dichteren Überbauung das Gebäudevolumen und die Geschossflächen vervierfachen könnte. Im Gegenzug müsste der Investor der ZHB mindestens 5000 Quadratmeter gratis zur Verfügung stellen und dem Kanton jährlichen 10 Millionen Franken zahlen — der Kanton käme so gratis und franko zu einer nigelnagelneuen Zentralbibliothek.

Rechnung ohne Wirt

Allerdings hat der Kantonsrat die Rechnung ohne den Wirt gemacht: Er hat sich über die Bedürfnisse der städtischen Bevölkerung hinweggesetzt, die einer so starken baulichen Verdichtung neben einem der lauschigsten Plätze Luzerns kaum zustimmen würde. Ausserdem war damals schon klar, dass der Bau an der Sempacherstrasse denkmalschutzwürdig ist, wurde er doch in den 50er Jahren als "schönster Bibliotheksneubau der Schweiz" gefeiert und zählt zu den Meisterwerken des Luzerner Architekten Otto Dreyers.

Um der Polemik, die der Kantonsrat mit seinem Entscheid für eine "Schnäppchen-Bibliothek" ausgelöst hat, etwas entgegenzusetzen, erklärte er am 6. November 2012 die dringliche Motion von CVP-Kantonsrätin Andrea Gmür-Schönenberger mit nur einer Stimme Unterschied für erheblich. Diese Motion verlangt, anstelle der Public-Private-Partnership den Neubau des Kantonsgerichts ins Projekt zu integrieren. Und dies, obwohl die Denkmalkommission des Kantons Luzern im Februar 2012 die Unterschutzstellung des Dreyer-Baus beantragt hat, obwohl sich Luzerns Stadtrat und Stadtparlament in der Zwischenzeit gegen einen Neubau in den vorgeschlagenen Dimensionen ausgesprochen haben, und obwohl sich jahrelange Streitigkeiten um die notwendige Änderung der Bau- und Zonenordnung abzeichnen und ein Bibliotheksneubau mit integriertem Kantonsgericht nicht vor dem Sankt-Nimmerleins-Tag realisiert werden kann. Das ist — mit Verlaub meine Damen und Herren Kantonsräte — Wunschdenken, aber keine realitätsbezogene Politik!

Rechnung mit Quittung

Jetzt hat die kantonale Dienststelle Hochschulbildung und Kultur den Kantonsräten die Rechnung für diesen Scherbenhaufen präsentiert und die ZHB unter Denkmalschutz gestellt (vgl. Medienmitteilung). Gemäss NLZ von gestern ist damit allerdings die Sache noch nicht gegessen: Dringlichkeitsmotionärin Gmür-Schönenberger ist überrascht, "dass ein solcher Entscheid über den Kopf des Parlaments hinweg gefällt wird." Für SVP-Kantonsrat Marcel Omlin ist es "eine staatspolitische Frechheit" und FDP-Kantonsrat Damian Hunkeler ist empört. Dass so die Arbeit des Parlaments in Frage gestellt werde, sei nicht in Ordnung. Dabei hat sich genau dieses Parlament wider besseres Wissen für dieses unrealistische Vorgehen entschieden — und bekommt nun die Quittung dafür.

Aber bei dieser Geschichte geht es nicht nur um einen Interessensgegensatz zwischen dem Kanton, der sein innerstädtisches Grundstück besser nutzen will, und der Stadt, die neben dem Vögeligärtli keine bauliche Verdichtung will, sondern auch um den Widerspruch zwischen den finanziellen Interessen des Kantons und dem kantonalen Denkmalschutz. Sowohl CVP-Frau Gmür als auch SVP-Mann Omlin haben beim Parlament dringliche Anfragen eingereicht und überlegen sich gemäss NLZ von heute, Verwaltungsbeschwerden gegen die Unterschutzstellung einzureichen. Ob sie allerdings dazu berechtigt sind, ist eine andere Frage — sicher zu einer Beschwerde berechtigt ist Kantonsbaumeister Urs Mahlstein, der den Kanton als Eigentümer vertritt. Die rechte Hand des Kantons, die Abteilung Immobilien des Finanzdepartements, würde also bei der linken Hand des Kantons, dem Bildungs- und Kulturdepartement, Beschwerde einlegen gegen einen Entscheid des linken Zeigefingers: die Unterschutzstellung der denkmalschutzwürdigen ZHB. Noch absurder wird's bei einem allfälligen Rekurs gegen einen Entscheid des Bildungs- und Kulturdepartements: Rekursinstanz ist ausgerechnet das kantonale Verwaltungsgericht, das ins kantonsrätliche Bibliotheks- und Gerichts-Luftschloss einziehen soll.

Letztlich geht es bei diesem Streit um die ZHB um die Frage, ob sich die öffentliche Hand — in diesem Fall der Kanton Luzern — sich wie ein Immobilienspekulant verhalten soll oder ob auch noch andere Werte, wie Denkmalschutz oder die Interessen der lokalen Bevölkerung, zählen. Kurz: Welche der öffentlichen Hände gewinnt die Oberhand?

Freitag, 4. Januar 2013

150 Jahre Tube

Unglaublich, aber wahr: Am 10. Januar wird die Tube, wie Londons Untergrundbahn auch liebevoll genannt wird, 150 Jahre alt. Gemäss Wikipedia ist Londons Underground die älteste U-Bahn der Welt. Sie verfügt nach der Metro von Shanghai über das zweitlängste Netz. Aber vor allem ist die Tube nach wie vor eine Ikone des metropolitanen Verkehrs — happy birthday!



Das erste Teilstück von Londons Underground war eine unterirdische Verlängerung der Great Western Railway zwischen Farringdon und Paddington mit sieben Stationen. Diese Strecke ist heute ein Teil der Hammersmith & City Line. Die russgeschwängerte Luft in den unterirdischen Stationen der dampfbetriebenen U-Bahn stelle ich mir schrecklich vor — erst ab 1905 wurde die Underground elektrifiziert. Ab 1868 wurde das Netz sukzessive auf elf Linien mit 402 Kilometer Länge ausgebaut. Heute transportiert Londons Underground über 1.1 Milliarden Passagiere — You can't beat the system!
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