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Donnerstag, 1. August 2013

Ikone der sächsischen Schweiz

Am Tag 5 steigen wir vom Kurort Rathen auf die Ikone der Sächsischen Schweiz: die Bastei. Diese Mischung aus Felsenarena und Kunstwelt fasziniert nicht nur uns — sie ist eine 1a-Touristenattraktion.

Der Basteiblick vom gegenüberliegenden Elbufer verrät noch nicht, was die Attraktion dieser Felsen ausmacht.

Die Fähre verbindet die S-Bahn-Station mit dem Kurort Rathen — darüber thront die Burg Altrathen.

Der Ausblick von der Burg Altrathen aufs gegenüberliegende Elbufer — im Hintergrund ist Frau Froggs Ikone der Sächsischen Schweiz zu sehen: der Lilienstein.


Atemberaubender Ausblick
Wir nähern uns den Basteifelsen und erreichen einen zweiten Aussichtspunkt, der sich rund 200 Meter über der Elbe befindet. Von hier geht es fast senkrecht zum Fluss runter — der Ausblick ist deshalb atemberaubend:

Der Blick flussaufwärts: Das Elbtal mit dem Kurort Rathen.

Der Blick flussabwärts:
Bei der nächsten Flussbiegung liegt die Stadt Wehlen, unser Tagesziel.























Mitten in der Felsenarena
Dann besichtigen wir die Felsenburg Neurathen, die so geschickt in die Felsen bebaut ist, dass es kaum zusätzliche Befestigungen brauchte. Dahinter tut sich plötzlich eine ganz eigene Welt auf: eine faszinierende Felsenarena mit Dutzenden von Steinen, die alle Namen tragen, wie Gansfelsen, Storchennest, Bienenkorb, Lokomotive oder verlorener Turm.




Auf der Panoramatafel sind die Steine alle benannt, man muss sie nur noch finden...

Die Felsenarena von der Basteibrücke — zum Vergrössern aufs Bild klicken!


Ikone einer ganzen Region
Die eigentliche Ikone der Sächsischen Schweiz ist aber keiner dieser Steine und Felstürme, sondern eine 1851 erbaute Sandsteinbrücke, die eine 40 Meter tief eingeschnittene Scharte überbrückt und die Bastei touristisch erschliesst: die Basteibrücke.




Ich habe mir die Mühe gemacht, die ersten 100 Bilder, die auf Google-Bildersuche mit dem Stichwort "Sächsische Schweiz" gefunden werden, auszuwerten: 23 zeigen die Basteibrücke, 40 Landschaften mit verschiedensten Felsen, Klettersteigen, Wasserläufen etc. und 13 das Elbtal. 19 Bilder sind Karten vornehmlich der Sächsischen Schweiz. Übrig bleiben 5 Bilder, die unter die Kategorie Diverses fallen. Die Basteibrücke ist also das dominierende Sujet auf fast einem Viertel der Bilder — sie steht für eine ganze Region. Als Ikone hat sie es sogar auf den Desktop von Windows 7 geschafft:


Das Bild von Jens Zschekel ist eines von 14 Desktopbildern, die zum Design Deutsche Landschaften gehören: Die Bastei ist also eine von Windows geadelte Landschaft.


Feines Mittagessen mit Aussicht
Nach dem schweisstreibenden Aufstieg und der ausgiebigen Würdigung genehmigen wir uns ein feines Mittagessen auf der Sommerterrasse des Berghotels Bastei:

Das sommerliche Gericht mit den Fischklösschen schmeckt ausgezeichnet.


Schmuckes Städtchen
Danach wandern wir nach Wehlen — ein gemächlicher Abstieg durch einen eher langweiligen Wald. Erst als wir die ersten Häuser von Wehlen erreichen, wird es wieder interessant: Von der Burg über der Stadt geniesst man einen schönen Blick auf die Elbe und das Städtchen am Fluss:

Die Stadt Wehlen ist eigentlich eher ein Dorf — zum Vergrössern aufs Bild klicken!

Auch in Wehlen sind die Aufräumarbeiten nach dem verheerenden Hochwasser noch voll im Gang. Aber inzwischen ist es schon fast unerträglich heiss und wir müssen vor einer Stadtbesichtigung zuerst den Durst löschen und ein Eis essen.


Durst löschen am Markt, wo noch vor kurzem das Wasser meterhoch stand

Was uns an den Gastronomiebetrieben am Markt auffällt, ist der unterschiedliche Umgang mit den Hochwasserschäden: Während die einen mit einer Parforce-Leistung schon sämtliche Spuren des Hochwassers beseitigt haben und sich auf der Menukarte bei den HelferInnen bedanken, bewirten andere ihre Gäste in improvisierten Strassencafés und streben mit Hochdruck die Rückkehr zur Normalität an und bei Dritten tut sich gar nichts: wegen Hochwasser geschlossen! Vermutlich brauchen sie mehr Zeit, sich vom Schock zu erholen und sich zum dritten Mal innert elf Jahren aufzuraffen, den Dreck zu beseitigen.


Warten auf die Fähre, die uns zur S-Bahn-Station übersetzt, und der Blick zurück auf das Städtchen Wehlen, das sich vom Dreck befreit

Fazit: Die Ikone der Sächsischen Schweiz muss man gesehen haben. Und: Die Stadt Wehlen ist schon bald wieder so herausgeputzt wie zuvor.


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A propos Schweizen in aller Welt

Zum heutigen Nationalfeiertag hat die NZZ eine interaktive Karte mit den Schweizen in aller Welt ins Netz gestellt — anscheinend hatten wir die Nase voll im Wind:


Um auf die interaktive Karte der NZZ zu gelangen auf obigen Screenshot klicken! Danke für den Hinweis, lieber Trox.

Samstag, 27. Juli 2013

Ausflug in die Vergangenheit

Am Tag 4 in der Sächsischen Schweiz wandern wir nur wenig und beschäftigen uns dafür um so intensiver mit sächsischer Geschichte: Wir besichtigen die Festung Königstein und bewegen uns dabei auf Napoleons Spuren.

Die Fähre verbindet Bad Schandau auf angenehme Weise mit dem Bahnhof.

Unterwegs mit Fähre und S-Bahn

Obwohl der S-Bahn-Verkehr zwischen Pirna und Schöna immer noch beeinträchtigt ist, ist es eigentlich einfach, mit dem öV zu den Ausgangs- und Endpunkten von Wanderungen zu gelangen. Dank Verkehrsverbund Oberelbe gilt z.B. das Fährticket auch im Bus oder in der S-Bahn nach Königstein. Am Ausgangspunkt unserer Rundwanderung auf die Festung Königstein sind die Aufräumarbeiten nach dem Hochwasser noch voll im Gang und wir nehmen den knapp stündigen Aufstieg unter die Füsse.


Im Reduit der Sächsischen Schweiz

Die mittelalterliche Burg auf dem Königstein wurde im Laufe der Jahrhunderte zu einer uneinnehmbaren Festung ausgebaut — heute ist sie ein einzigartiger Zeuge europäischer Festungsbaukunst.

Geschichtslektion 1:
Wie die Schweiz hatte auch die sächsische Schweiz ein Reduit, ein leicht zu verteidigendes Rückzugsgebiet, das als schwer einnehmbar galt. Zu Beginn des Siebenjährigen Kriegs (1756 - 1763) wurde die sächsische Armee allseits von den Preussen bedrängt. Darauf hin zog sich Kurfürst Friedrich August II. (1696 - 1763) mit seiner Armee ins sächsische Reduit um die Festung Königstein zurück. Den Preussen gelang es aber ins "uneinnehmbare" Reduit einzudringen. In Bedrängnis und in der Hoffnung auf Hilfe der Österreicher überquerten die Sachsen mit einer Pontonbrücke die Elbe, mussten aber all ihr schweres Material zurücklassen. Doch diese logistische Parforce-Leistung half nichts: Hungrig und vom Regen durchnässt wurde die ganze Sächsische Armee auf der Ebenheit am Fuss des Liliensteins gefangen genommen — der in der Festung Königstein zurück gebliebene Kurfürst musste tatenlos von oben zusehen. Mit dieser Niederlage ging eine glanzvolle Ära zu Ende und Sachsen in den finanziellen Ruin.

So sah der Kurfürst das Debakel: Der Blick von der Festung auf den Ort Königstein, die Elbe, die Ebenheit, wo 1756 die Sächsische Armee sich den Preussen ergeben musste, und den Lilienstein.

Eine für die Sächsische Schweiz typische Landschaft mit Fluss, Ebene und Inselbergen: die Elbschlaufe von Königstein mit Ebenheit und Lilienstein — zum Vergrössern aufs Bild klicken!


Kühler Drink und überraschende Blumen




Grössenwahnsinniges Weinfass

Geschichtslektion 2:
Auf einer solch gigantischen Festung braucht es eine entsprechende Infrastruktur: ein Brunnenhaus mit einem über 150 Meter tiefen Sodbrunnen, ein raffiniert gebautes Schatzhaus für den Sächsischen Staatsschatz, einen riesigen Keller für die Lagerung von Vorräten etc. etc. — ob es allerdings Sinn machte, ein 238'000-Liter-Weinfass bauen zu lassen, wie es 1725 August der Starke tat, nur um den Kurfürsten von der Pfalz im Wettstreit um den Bau des grössten Weinfasses zu besiegen, darf bezweifelt werden...



Von oben nach unten: Die Winde des Sodbrunnens wird schon länger mit einem Motor betrieben. — Diesen Sodbrunnen über 150 Meter abzuteufen, war eine Meisterleistung. — In diesem kühlen Lager stand bis 1818 das Mega-Weinfass. — Zeitgenössische Darstellung des gigantomanischen Weinfasses. Bildquelle: www.festung-koenigstein.de


Auf Napoleons Spuren

Fast genau vor 200 Jahren betrat durch dieses Tor auch Napoleon die Festung.

Geschichtslektion 3:
Napoleon Bonaparte besuchte die Festung Königstein am 20. Juni 1813. Er inspizierte die Verteidigungsanlage, die ihm zu dieser Zeit unterstand. Als er den gewaltigen Felsen sah, wollte er schon umkehren, weil er den Aufstieg scheute. Mit dem Argument, man könne von oben das Debakel der Sächsischen Armee im Siebenjährigen Krieg (siehe oben) nachvollziehen, konnten seine Begleiter ihn schliesslich überzeugen, doch noch zur Festung hochzusteigen (vgl. blog.festung-koenigstein.de). Die Sonderausstellung zum 200-jährigen Jubiläum des Napoleonbesuchs mit dem Titel Sachsen und Napoleon - ein Pakt mit dem Teufel? zeigt sehr schön, wie fatal diese Zwangsliaison für Sachsen war (noch bis 3. November 2013).


Zurück mit S-Bahn und Fähre

Von der Festung geht es auf einer anderen Route wieder runter in den Ort Königstein, von wo wir mit S-Bahn und Fähre nach Bad Schandau zurückfahren.



S-Bahn-Station Königstein und Bad Schandau von der Fähre

Fazit: Eine faszinierende Festung mit toller Aussicht und einigen interessanten Einsichten in die Weltgeschichte.

Freitag, 26. Juli 2013

Thank god, it's friday!

Die Freunde und Freundinnen der gepflegten Bildbetextung werden gegen Ende der Woche ganz kribbelig, denn immer wieder freitags wird der friedliche Textwettstreit aufs Neue gestartet. Gut, dass heute Freitag ist und das Warten ein Ende hat. Gekämpft wird mit Worten — um die beste Legende, die tollste Geschichte, den coolsten Spruch oder die träfste Punchline.

Gerne würde auch ich mithirnen und über einem Bild brüten, mich bildlich zu schrägen Assoziationen verleiten lassen oder still in der Ecke sitzen und auf den Geistesblitz warten. Aber diesmal ist es an mir, ein Bild zur Betextung zu präsentieren, denn es ist mir auf dem Skizzenblog von Claus Ast wieder einmal gelungen, den Freitagstexter zu gewinnen — und erst noch einen gezeichneten! Vielen Dank für den Pokal, der bereits in meiner virtuellen Vitrine steht — ich freue mich, den Freitagstexter dieser Woche auszurichten.



Bei dieser hochsommerlichen Hitze, dachte ich mir, braucht es ein cooles Bild. Und hier ist es:

Zum Vergrössern aufs Bild klicken! Bildquelle: www.webdesignerdepot.com

Wie's funktioniert, ist hinlänglich bekannt: Alle Kommentare, die hier bis Dienstag, 30. Juli 2013, um 23:59 Uhr eingehen, werden der Jury vorgelegt — und die Jury bin diesmal ich. Am Mittwoch gibt die Jury bekannt, wer den Wanderpokal gewinnt und den nächsten Freitagstexter ausrichten darf. Ich freue mich schon auf Eure Kommentare!

Mittwoch, 24. Juli 2013

4 Seen, 3 Bähnli, 2 Steithähne, 1 Käse

In diesem Eintrag geht es für einmal nicht um das Wanderparadies an der Elbe, sondern um eine Wanderautobahn in der richtigen Schweiz, um zwei Streithähne, die um eine Alp und den "richtigen" Tourismus streiten, und einen richtig harten Käse, der schon immer nach Italien exportiert wurde.

Am letzten Sonntag hatten wir die glorreiche Idee, die 4-Seen-Wanderung zu machen, die von der SBB als Klassiker unter den Höhenwanderungen in der Zentralschweiz zum Schnäppchenpreis angeboten wird. Natürlich waren wir nicht die einzigen, die an diesem schönen und heissen Tag in die Höhe wollten. Hier die 4-Seen-Wanderung im Überblick:


Zum Vergrössern auf die Karte klicken! Anreise mit der Zentralbahn nach Engelberg, mit den Titlisbahnen zum See 1, dem Trübsee, und mit der Sesselbahn auf den Jochpass (2207 m.ü.M.). Dann spektakuläre Wanderung vorbei an See 2, dem Engstlensee, zur Engstlenalp (1834 m.ü.M.), auf einem Felsenweg hoch zur Tannalp (1974 m.ü.M.) und von da entlang von See 3, dem Tannensee, gemütlich runter zu See 4, dem Melchsee. Rückreise mit dem Panoramalift auf die Frutt und mit der Gondelbahn runter zur Stöckalp, mit dem Postauto nach Sarnen und der Zentralbahn nach Luzern. Die roten Zahlen auf der Karte beziehen sich auf die Zwischentitel im Text.


1. Mit Bähnli eins zum See eins


Bähnli 1: Blick von der Bergstation der Gondelbahn Engelberg - Gerschni - Trübsee zurück ins Engelberger Tal

Bähnli eins ist zugleich auch Sektion eins der Titlisbahnen. Das heisst: Zirka 20 Minuten anstehen zusammen mit all den Touristen, die auf den Titlis wollen. Darunter sind viele Inder, die den Berg aus den Bollywood-Filmen kennen. Frau Froggs Kommentar zum Berg der indischen Träume: Ich hasse Bergspitzen.


2. Böötlifahren auf dem Trübsee


See 1: Der Trübsee ist auch für sich allein ein lohnendes Ausflugsziel.

Von der Station Trübsee ist es nicht weit zum Trübsee, einem idyllischen Bergsee mit Selbstbedienungsruderbootvermietung: Man leiht sich am Steg eines der vier oder fünf Ruderboote, rudert auf dem See herum, solange man Lust hat, und wirft nach der Böötlifahrt zehn Franken pro Stunde in die Kasse am Steg — erstaunlich, dass dieses System funktioniert. Aber wir hatten leider keine Zeit zum Böötlifahren, sondern wollten so rasch wie möglich auf den Jochpass.


3. Saharastaub auf Schneefeldern


Bähnli 2: Sesselbahn vom Trübsee zum Jochpass

Mit der Sesselbahn überwanden wir locker die letzten 400 Höhenmeter zum Jochpass, der das Engelberger Tal mit dem Haslital verbindet. Die Schneefelder, über die wir hinweg fuhren, waren stellenweise rötlich gefärbt — vom Saharastaub, der vom Wind aus Afrika her verfrachtet wurde. Beim Skifahren ist dieser rötliche Staub lästig: Er bremst die Fahrt beträchtlich...


4. Auf der historischen Sbrinz-Route


Die Sesselbahn vom Jochpass zum Engstlensee ist Teil der Infrastruktur des Skigebiets Engelberg-Titlis, das mit den Nachbargebieten Melchsee-Frutt und Meiringen-Hasliberg zu einem gigantischen Skizirkus zusammengeschlossen werden sollen.

Auf dem ersten Abschnitt unserer Wanderung folgten wir der Sbrinz-Route, die auf historischen Saumpfaden von Luzern nach Domodossola führt (Zum Vergrössern auf nebenstehende Karte klicken!). Diese Route diente schon im 14. Jahrhundert dem Salzhandel und ab etwa 1500 transportierten die Säumer auch den Sbrinz nach Italien. Dieser extraharte Käse, der in der Innerschweiz hergestellt wird, war und ist in Italien überaus beliebt. Die ViaSbrinz ist eine von zwölf nationalen Kulturwegrouten, die als Projekt von ViaStoria die Tourismuslandschaft Schweiz auf historischen Wegen erschliessen und den naturnahen Tourismus fördern.


Der Sbrinz aus unserem Kühlschrank — die Säumer transportierten den extraharte Exportkäse allerdings in Form von 15 kg schweren Käselaiben, vgl. Sbrinz-Käse als Transport- und Handelsgut.


5. Der Engstlensee — ein Naturidyll


See 2: Der Engstlensee ist ein Naturschutzgebiet und Anglerparadies. Oben: Rechts hinter dem See ist das Hotel Engstlenalp und dahinter die Fortsetzung des Wegs auf die Tannalp und die Frutt zu erkennen. Unten: Der Blick zurück Richtung Jochpass.

Die Alpenflora ist eine Pracht — hier eine Auswahl von wunderschönen Alpenblumen am Wegrand:


6. Nostalgie auf der Engstlenalp


Das historische Hotel Engstlenalp, 1892 erbaut und in den 1990er Jahren erweitert, wird seit 4 Generationen von der Familie Immer geführt: Gesamtansicht, Speisesaal und Terrasse mit Ausblick auf die Viertausender des Berner Oberlands.

Das Hotel auf der Engstlenalp weckt Erinnerungen: Vor bald 20 Jahren habe ich hier zweimal übernachtet — einmal auf einer Wanderung vom Jochpass über die Tannalp bis auf Planplatten (eine Variante der aktuellen Route) und einmal als Etappenort einer Weitwanderung von Montreux nach Altdorf. Deshalb war für mich klar, wo wir fürs Mittagessen einkehren würden: auf der Terrasse des Hotel Engstlenalp.

Seither hat sich einiges verändert: Die Älpler auf der Engstlenalp käsen nicht mehr selber, sondern bringen seit 2002 ihre Milch in die neue Schaukäserei — eine an sich gute Einrichtung, wenn nur ihr Bau nicht eine halbe Million teurer geworden wäre als geplant. Und Familie Immer hat Konkurrenz bekommen: Der Interlakner Garagist Wenger betreibt die Rossbodenhütte mit einer ganz anderen Philosophie — er setzt mehr auf erlebnisorientierte Event-Gastronomie. Seit Wenger die Erlaubnis hat, im Winter die Gäste mit dem Schneetöff von der Talstation des Jochpass-Sessellifts abzuholen, ist der Streit um die richtige Tourismusstrategie für die Engstlenalp entbrannt. Letztlich geht es darum, ob die Engstlenalp mit dem Zusammenschluss der Skigebiete Engelberg-Titlis, Melchsee-Frutt und Meiringen-Hasliberg für den Wintertourismus erschlossen wird oder ob die Engstlenalp ein Ort des sanften Tourismus bleibt:


Der Kampf um die Engstlenalp — ein Heimatfilm von Beat Bieri und Ruedi Leuthold (DOK, 2008, 49 Min.), auf Youtube hochgeladen von Schweizer Fernsehen SRF

Dieser "Heimatfilm" über das Alpleben und das Schwingen, über die Sbrinz-Säumerei und übers Angeln im Engstlensee, über Politik und Naturschutz, über eventorientierten oder sanften Tourismus zeigt die Engstlenalp nicht als Bergidyll, sondern als Zankapfel zweier Streithähne: Immer und Wenger, zwei Bergler, die von Kindsbeinen an mit der Engstlenalp verbunden sind, doch ihre Träume von der Zukunft der Alp könnten unterschiedlicher nicht sein. Ich kenne die Engstlenalp, die Region und die Diskussion über die Zukunft des Tourismus recht gut, aber in diesem informativen Film habe ich doch Neues und Interessantes erfahren — er ist sozusagen der Film zu dieser Wanderung.


7. Der Tannensee im Sommer


Von oben nach unten: Der Blick zurück auf die Engstlenalp — See 3: der Tannensee ist ein Stausee — wollene Sumpfblumen am Weg zum Melchsee

Auch am Tannensee hat ein Event-Gastronom einen Betrieb aufgemacht: Open air verkauft er Raclette vom offenen Feuer und Kaffee Schnaps (nicht mit Zwetschgenwasser, aber anderem Hochprozentigem). Und: Im Sommer sieht der Tannensee ganz anders aus als im Winter, wenn die ganze Landschaft wie in Watte eingepackt ist, vgl. Frau Froggs Reportage aus der Schneehölle von Januar 2007.


8. Kühe im Melchsee

See 4: Der Melchsee mit dem neuen Hotel auf der Frutt und zahlreichen Baukränen

Auch am Melchsee tut sich einiges: Acht Jahre nach dem Brand des Sporthotels Kurhaus hat 2011 der Ersatzbau, das Hotel Frutt Lodge & Spa, den Betrieb aufgenommen. Aber auch sonst wird gebaut wie verrückt. Sind die Baukräne Vorboten für einen neuen Tourismus auf der Frutt?

Den Kühen ist die Bauerei egal — sie benutzen den Melchsee als Tränke.


9. Neuer Vertikallift — neue Gondelbahn


Der Panoramalift am Melchsee und die Talfahrt mit Bähnli 3

Mit dem neuen Vertikallift, der 32 Höhenmeter überwindet und somit der "kleinere Bruder" vom freistehenden Personenaufzug in Bad Schandau ist, sind wir im Winter schon einmal gefahren: vgl. Braut in Schwierigkeiten von Frau Frogg. Neu ist auch die 15er-Gondelbahn, die uns runter zur Stöckalp bringt. Sie hat 2012 den Betrieb aufgenommen — die alte Bahn wurde inzwischen abgebrochen.

Fazit: Ein erlebnisreiche Wanderung mit 4 Seen und 3 Bähnli — einziger Wermutstropfen: Auf der "Wanderautobahn" waren für unseren Geschmack etwas zu viele Leute unterwegs.

Samstag, 20. Juli 2013

Eine aussichtsreiche Tour

Am Tag 3 in der Sächsischen Schweiz starten wir von unserer Ferienwohnung zu einer grossen, aussichtsreichen Tour über Ostrau und die Schrammsteine nach Schmilka — ein Wanderbericht mit Film und drei Panoramen.

Mit dem Lift zum Balkon über dem Elbtal


Der freistehende Personenaufzug von Bad Schandau zum Ortsteil Ostrau überwindet eine Höhendifferenz von 53 Metern — die Fahrt zum aussichtsreichen Balkon über dem Elbtal ist ein Erlebnis:



Das Panorama vom Ostrauer Aufzug reicht vom Grossen Winterberg über das langgestreckte Bad Schandau bis zum Lilienstein, der Ort am gegenüberliegenden Elbufer heisst Krippen — zum Vergrössern aufs Bild klicken!

Vom Lift in Bad Schandau geht's weiter über Ostrau, die Schrammsteinbaude, den Schiessgrund zum Grossen Schrammsteintor:



Ein erster Blick auf die Schrammsteine (von Ostrau) und ein Bild vom Schiessgrund, ein idyllisches, schattiges Tal — ideal für den Aufstieg zu den Schrammsteinen


Über Leitern zur Schrammsteinaussicht

Beim Schrammsteintor führt der gut ausgebaute Wanderweg zwischen senkrecht aufragenden Felsformationen hindurch:


Die Felsen beim Schrammsteintor

Die Felsen beim Schrammsteintor laden ein zum Klettern, was im Sächsischen Nationalpark erlaubt ist. Deshalb hat es viele markierte Freeclimbing-Routen, hin und wieder entdeckt man Kletterer in einer Felswand oder auf einer Felsnadel. Für uns jedoch ist der Leiterliweg zur Schrammsteinaussicht schon Kletterei genug. Doch der schweisstreibende Aufstieg lohnt sich:


Das Panorama von der Schrammsteinaussicht ist für mich die prächtigste Aussicht in der Sächsischen Schweiz und zeigt alles was sie zu bieten hat: bewaldete Hügel bis nach Tschechien, das tief eingeschnittene Elbtal, dazwischen grosse Ebenen mit den Steine genannten Inselbergen, skurile Felsformationen zum Klettern und das grosse Waldgebiet im Kirnitzschtal — zum Vergrössern aufs Bild klicken!


Grosse Aussicht auf der Kleinen Bastei

Weiter geht es über den Gratweg und den Ellbleitenweg zur Kleinen Bastei:




Überraschende Ausblicke vom Gratweg — Gut gesicherte Treppenwege — Lange Güterzüge im Elbtal, gesehen von der Kleinen Bastei — Der Blick zurück nach Bad Schandau und auf die Schrammsteine

Das Panorama von der Kleinen Bastei ob Schmilka zeigt die Elbe an der deutsch-tschechischen Grenze (links, wo die Elbe um die Ecke kommt — zum Vergrössern aufs Bild klicken!

Nach einem steilen Abstieg gelangen wir beim Ortseingang Schmilka an die Elbe, wo sich das das Hochwasser in Erinnerung ruft. Von da fahren wir mit dem Bus zurück nach Bad Schandau.

Fazit: Die Schrammsteintour ist eine erlebnisreiche, aber relativ anstrengende Wanderung mit vielen tollen Aussichten auf die Sächsische Schweiz.

Freitag, 19. Juli 2013

Sonntagsspaziergang zum Kuhstall

Am Tag 2 in der Sächsischen Schweiz hatten wir keine Energie für eine grosse Wanderung, aber für einen Sonntagsspaziergang zum Kuhstall reichte sie allemal. Um das Malersujet der Romantik im Original zu besichtigen, kann man sich heutzutage nicht mehr hochtragen lassen, sondern muss den Kuhstall schon selbst erwandern, aber die zweistündige Rundtour lohnt sich auch heute noch.

Mit dem Solartram fahren wir nochmals ins Kirnitzschtal zum Ausgangspunkt der kleinen Rundwanderung, dem Lichtenhainer Wasserfall.

Im Aufstieg zum Kuhstall in einem kleinen, bewaldeten Tal treffen wir auf diesen skurilen Felsen. Solche Felsen — das werden wir im Verlauf unserer Wanderferien noch feststellen — gibt es in der Sächsischen Schweiz im Hunderterpack.


Skuril ist aber auch der Kuhstall, eine Felsformation, die eigentlich ein grosses Felsentor ist, das zu einem grossen Felsenbalkon führt, der eine grossartige Aussicht auf den bewaldeten Talkessel der Kirnitzsch am Fuss des Grossen und Kleinen Winterbergs bietet:





Der Kuhstall, ein oft gemaltes und fotografiertes Felsloch — Die Himmelsleiter führt aufs "Dach" des Kuhstalls — Die Metalltreppe im Felsspalt ist nur für Schwindelfreie (Frau Frogg nahm deshalb den Alternativweg.) — Der Felsbalkon mit der grossartigen Aussicht — Auf dem "Dach" des Kuhstalls

Die Aussicht auf den bewaldeten Talkessel am Fuss der Winterberge — zum Vergrössern aufs Bild klicken!

Für den Abstieg ins Kirnitzschtal wählen wir einen anderen Weg. Unten im Tal folgen wir dem munteren Flüsschen zurück zum Lichtenhainer Wasserfall:



Nach diesem ausgiebigen Sonntagsspaziergang haben wir uns das Mittagessen im Gasthof Lichtenhainer Wasserfall redlich verdient:




Die Spezialität des Hauses — frische Wacholder-heissgeräucherte Forelle mit Kräuterbutter, Sahnemeerrettich und Kartoffeln — schmeckt hervorragend, dazu passt ein kühler Weisswein aus Meissen.

Donnerstag, 18. Juli 2013

Mit dem Solartram in den Nationalpark

Am Tag 1 in der Sächsischen Schweiz sind wir mit der Strassenbahn ins Kirnitzschtal gefahren. Das Tram, wie die Bahn in der Schweiz heissen würde, fährt mehr oder weniger durch den Wald und erschliesst seit 1898 die Touristenattraktion des Tals: den Lichtenhainer Wasserfall. Trotz ihres Alters ist die Kirnitzschtalbahn hochmodern — sie fährt zu einem beträchtlichen Teil mit Solarstrom, der auf dem Dach des Depots produziert wird.


Bereit für Ruckel-Zuckel-Fahrt in den Wald: die Kirnitzschtalbahn an der Ausgangsstation am Stadtpark von Bad Schandau

Die Strassenbahn ins Kirnitzschtal ist immerhin schon 115 Jahre alt und deshalb schon einiges erlebt, unter anderem einen grossen Auftritt in einem Film zusammen mit Hollywoodstar Kate Winslet. Für die Dreharbeiten für den deutsch-amerikanischen Kinofilm Der Vorleser wurde 2008 ein Triebwagen und ein Anhänger nach Görlitz verfrachtet, wo die Strassenbahnszenen mit Kate Winslet als Schaffnerin Hanna Schmitz gedreht wurden. Die ergreifende Geschichte einer unmöglichen Liebe zwischen Schüler Michael Berg und Hanna nimmt eine tragische Wende, weil Hanna sich so schämt, dass sie vor Gericht ihr Geheimnis partout nicht preisgeben will:


Der deutsche Trailer von Der Vorleser auf youtube

Doch nicht immer scheint die Sonne für das Solartram — dieses Jahr z.B. war die Bahn wegen des Elbhochwassers in den Strassen von Bad Schandau nicht mehr erreichbar und dann wurden ihre Geleise auch noch von einer Schlammlawine verschüttet, ausgelöst vom Unwetter am 9. Juni. Fünf Tage lang musste die Bahn ihren Betrieb einstellen. Noch schlimmer traf die Bahn eine Flutwelle der Kirnitzsch, die am 7. August 2010 am Trassee und am Rollmaterial schwere Schäden verursachte:

Quelle: www.ovps.de. Der Werbeslogan des Zürcher Verkehrsverbunds, "Dieses Tram ist auch ein Schiff", wäre hier doch ein bisschen zynisch.

Es dauerte 18 Monate, bis alle Schäden behoben waren, und die Bahn wieder bis zu ihrer Endhaltestelle beim Lichtenhainer Wasserfall verkehren konnte. Die Kirnitzschtalbahn ist eben unverwüstlich!



Was bot Tag 1 sonst noch? Den Lichtenhainer Wasserfall, den Überblick über die Sächsische Schweiz vom Panoramaweg (Lichtenhain - Mittelndorf - Altendorf - Bad Schandau) sowie einen ersten Ausblick auf Bad Schandau.

Mittwoch, 17. Juli 2013

Wanderparadies an der Elbe

Wie ich in meinem letzten Eintrag geschrieben habe, ist die Sächsische Schweiz ein Wanderparadies. Es gibt hier nicht nur den Malerweg, den man in acht Tagen erwandern kann, sondern auch viele lohnenswerte Tageswanderungen und -ausflüge.

Nach dem wir — wie Frau Frogg schreibt — mit der S-Bahn in Katastrophengebiet getuckert sind, blieben uns zehn Tage, um das Wanderparadies zu erkunden:

Zum Vergrössern auf die Grafik klicken! Basis-Grafik erstellt mit Google Maps.

Unsere Wander- und Ausflugsziele in der Sächsischen Schweiz. S = Haltestellen der S1 Meissen - Dresden - Pirna - Bad Schandau - Schöna. Blaue Linien: Sächsische Dampfschifffahrt auf der Elbe (Pirna - Königstein) und Kirnitzschtalbahn (Bad Schandau - Lichtenhainer Wasserfall).

Tag 1: Panoramaweg — ein erster Überblick

Fahrt mit der Kirnitzschtalbahn zum Lichtenhainer Wasserfall, Wanderung über den Panoramaweg via Mittlndorf und Altendorf zurück nach Bad Schandau.


Tag 2: Kuhstall — Sonntagspaziergang
zum Malersujet


Kleine Rundwanderung vom Lichtenhainer Wasserfall zum Kuhstall und zurück. Hin- und Rückfahrt mit der Kirnitzschtalbahn.


Tag 3: Schrammsteine — aussichtsreiche Tour

Mit Personenaufzug zum Ortsteil Ostrau, Wanderung via Schiessgrund - Schrammsteinaussicht - Elbleitenweg - kleine Bastei nach Schmilka, Rückfahrt mit Bus.


Tag 4: Festung Königstein — auf Napoleons
Spuren

S1 nach Königstein, Aufstieg zur Festung, Rundgang und Besichtigung, Abstieg nach Königstein, S1 zurück nach Bad Schandau.


Tag 5: Bastei — eine Ikone der
Sächsischen Schweiz


Mit S1 und Fähre zum Kurort Rathen, Wanderung via Burg Altrathen und Bastei zur Stadt Wehlen, Rückfahrt mit Fähre und S-Bahn.


Tag 6: Lilienstein — der Klassiker
unter den Steinen


Mit S1 nach Königstein, Elbfähre, Aufstieg auf den Lilienstein, Abstieg nach Prossen und Wanderung zurück nach Bad Schandau.


Tag 7: Děčín — Stadt der zwei Geschwindigkeiten

Mit dem Zug der Elbe entlang ins tschechische Děčín, Besichtigung von Stadt, Schloss und Rosengarten.


Tag 8: Grosser Winterberg — Top of
Sächsische Schweiz


Bus nach Schmilka, Wanderung via Kipphorn-Aussicht - Gr. Winterberg zum Lichtenhainer Wasserfall, zurück mit Kirnitzschtalbahn.


Tag 9: Von Pirna nach Königstein —
mit dem
Schaufelraddampfer

Bus nach Pirna, Besichtigung der Stadt, Fahrt mit dem Schaufelraddampfer elbaufwärts nach Königstein, Bus zurück nach Bad Schandau.


Tag 10: Bad Schandau — Lesen und Regenspaziergang

Regnerischer Tag mit Spaziergang durch unseren Ferienort. Bild: FroggFoto



Wir haben viel unternommen, viel gesehen und noch viel zu bloggen.
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